Audi E-Tron S im Test: S für stark, schön, schnell

Ob Sportback oder SUV ist am Ende reine Geschmackssache. Auf jeden Fall aber ist der Audi E-Tron S ein Kraftwerk auf ­Rädern. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Das Design macht den einzigen, wesentlichen Unterschied aus. Daneben ist auf den ersten Blick eines klar: der Audi E-Tron S und den Audi E-Tron S Sportback sind stark und kräftig. Und das Bild täuscht nicht. Ob als SUV oder als Sportback: das Teil marschiert längs- und verblüffenderweise auch querdynamisch, als ob es etwas gratis gäbe. Vorausgesetzt, man will das so, weil der flotte Galopp natürlich auf die Reichweite durchschlägt. Freilich soll und darf es auch einmal sportlich sein, wenn schon S draufsteht. Ansonsten reicht der günstigere, normale E-Tron 55 (ab 91 000 Fr.) absolut.

  • 120 kmh
  • xy
TitelTitle
A1B1

Drei Herzen in der Brust

Als erstes Grossserienauto der Welt hat der E-Tron S drei Motoren unter der Karosserie. Ein grosser mit 124 kW Leistung (Boost 150 kW) vorne und zwei kleinere hinten, die zusammen auf 196 kW (264 kW) kommen. Ohne Boost gibt es so im Sportmodus 320 kW (435 PS) bei 808 Nm Drehmoment. Wenns richtig pressiert, stellen die S E-Tron für acht Sekunden den erwähnten Boost zur Verfügung. Das sind dann 370 kW (503 PS) bei sagenhaften 973 Nm Drehmoment. Damit gehört man an jeder Weltmeisterschaft im Traktorüberholen definitiv zu den Topfavoriten. Von 0 bis 100 km/h dauert es 4.5 Sekunden, abgeriegelt wird der Reichweite zuliebe bei 210 km/h. Ohne Begrenzer würde das Teil sonst zur Waffe. Was den Verbrauch angeht, so hängt der hier noch mehr als sonst vom Fahrstil ab.

An einer Schnellladestation ist der Akku binnen 30 Minuten von fünf auf 80 Prozent geladen.

Wer das Rekuperieren beherrscht (bis 0.3 g Verzögerung sind möglich) und sich eine Challenge daraus macht, das Beste an Reichweite aus dem Füllstand der 95-kWh-Batterie (nutzbar 91.5 Prozent respektive 86.5 kWh) herauszuholen, kommt deutlich weiter als Hans-Otto Bleifuss. One-Pedal-Driving funktioniert und fühlt sich in dem Fall auch cool an. Warum? Weil man mit dem Kopf nicht gleich aufs Lenkrad knallt, wenn man den Fuss vom Gas nimmt. Das heisst, der Anspruch an den Fahrer steigt, um den Nutzungsgrad dieser Ein-Pedal-Technik zu optimieren. Ein Verbrauch von unter 25 kWh/100 km ist auf jeden Fall möglich, was angesichts der 2.7 Tonnen Lebendgewicht, der vielen Stromfresser an Bord und der gewaltigen Performance ein sehr guter Wert ist. Ein Detail, um in der Männerrunde anzugeben: Ein Audi E-Tron S kann bei einer Vollbremsung mehr Leistung zurückgewinnen als ein Formel-E-Wagen das kann: 270 gegenüber 250 kW.

Praktisch: Gegen einen Aufpreis kann der E-Tron S auf beiden Seiten geladen werden.
Noch ein Bild

Über- statt Untersteuern

Es ist eine Freude, diese Starkstromer zu bewegen, ob nun als Sportback oder als SUV. Die Fahrdynamik macht den wesentlichen Unterschied zum normalen E-Tron aus. Dank der drei Motoren ist auf abgesperrter Strecke und im Dynamic-Modus sogar Driften möglich. Ein mechanisches Differenzial gibt es zwar nicht, dafür ein elektronisches. Und dieses ist genauso gut, wenn nicht sogar besser. Die Latenzzeit beim gänzlich variablen Verteilen des Drehmoments an die Hinterräder beträgt nur Millisekunden. Beim Hinausbeschleunigen aus der Kurve gehen so bis zu 220 Nm mehr ans kurvenäussere Rad, was das Auto spürbar in den Bogen hineindrückt. Während der zweimotorige Normal-E-Tron eher untersteuert, machen die S-Varianten tendenziell eher das Gegenteil und zucken mit dem Heck. Das ganze Antriebslayout fördert auch das Lenkverhalten.